Aller Anfang ist schwer
Als kleines Kind lernt man neue Dinge schnell und unbeschwert. Kinder imitieren einfach ihre Vorbilder und übernehmen so nicht nur ihre Sprache sondern auch deren Bewegungen ganz natürlich und oft auch unterbewusst. Mit zunehmender Lebenserfahrung wird es allerdings nicht immer unbedingt einfacher.
Eines der eindrucksvollsten Beispiele ist wohl das Skifahren. Kinder sind hier meist total entspannt, gehen in der Regel völlig unvorbelastet an die neue Sportart heran und sind so innerhalb weniger Tage in der Lage schwierig(st)e Pisten zu fahren. Im fortgeschrittenen Alter hingegen lehnt man sich z.B. bei der Abfahrt nach hinten wenn es einem zu schnell wird, wohl wissend, dass man damit genau das Gegenteil bewirkt. Sinnvoll ist das nicht und dennoch tut man es.
Aber woran liegt das?
Nun Kinder leben den Moment.
Als erwachsener Mensch denkt man zu viel. Man denkt darüber nach was genau einem eben erklärt wurde. Dann denkt man plötzlich an den nervigen Kollegen. Und im nächsten Moment ärgert man sich weil man gerade wieder was nicht so umsetzen konnte wie es einem erklärt wurde. Man nimmt sich vor beim nächsten Versuch konzentrierter zu sein und ertappt sich dann doch wieder bei seinen Gedanken außerhalb des Sports.
Nicht selten sinniert man auch darüber, welche Verletzungen man sich alle zuziehen könnte. Im schlimmsten Fall bekommt man vielleicht sogar regelrecht Angst, die im Fall Skifahren zu unsinnigen Handlungen führt.
Nun ist Karate zwar eine „Kampf“-Sportart, allerdings muss hier insbesondere in den Anfängen niemand wirklich Angst vor Verletzungen haben. Man wird doch recht behutsam an alles heran geführt. Aber auch hier ist es der Kopf, der einem oft im Weg steht: Warum guckt der mich so an? Mach ich schon wieder was falsch? Warum kann ich diese einfach wirkenden koordinativen Abläufe nicht umsetzen? Hab ich Bier kalt gestellt? Wie kriegen die anderen das eigentlich so hin? Wird das jemals besser?
Karate ist eine Sportart die so unglaublich die Gesamtkoordination des Körpers fordert und fördert und ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration (auch als Zanshin bekannt) benötigt. Was von außen leicht aussieht, ist eine Höchstleistung von Körper und Geist. Und so ist man nicht selten mal frustriert, weil so manches einfach nicht klappen will. In solchen Momenten ist es wichtig, dran zu bleiben.
Und wichtig ist auch: man ist damit nicht allein! Wir alle hatten & haben solche Frust-Phasen, auch wenn sich die Gründe mit zunehmender Erfahrung vielleicht ändern.
Im Laufe der Zeit wird man immer wieder diese besonderen Aha Momente erleben bei denen von jetzt auf gleich gewisse koordinative Abläufe wie selbstverständlich abgerufen werden können, an denen man kurz zuvor noch verzweifelt ist oder man eine (vielleicht auch nur mentale) Hürde überspringt. Und mit jedem solcher Momente, wächst das Vertrauen in einen selbst.
Einige unserer Neumitglieder wurden jüngst mit genau solchen Herausforderungen konfrontiert.
Mit insgesamt 11 Teilnehmern ist unser Karate Neu- und Wiedereinsteigerkurs am 19.02.2024 gestartet. Die Vorkenntnisse im Bereich Kampsport reichen von Couch Potato, Keller Karate in Eigenregie bis hin zum 1. DAN im Taekwondo. Aber sie alle haben den Kurs wirklich klasse und mit ganz viel Ehrgeiz absolviert.
In nur 10 Einheiten haben unsere Neueinsteiger einiges gelernt:
* erste Angriffs- und Abwehrtechniken im Stand
* Grundtechniken, Technik-Kombinationen sowie verschiedene Stände in Vorwärtsbewegung
* Mit der Heian Shodan eine erste Kata
* Ein paar Techniken der Selbstverteidigung
* erste Bouncing Erfahrungen als Vorbereitung fürs spätere Kumite
Ein volles Programm also, ausgerichtet auf das Ziel, am Ende des Kurses vielleicht sogar die erste Kyū Prüfung abzulegen. Und dass das möglich ist, haben 7 unserer Teilnehmer bewiesen.
Wie gratulieren Euch herzlichst zum 8. Kyū:
Tanja Rilka, Lea Toth, Franziska von Bargen, Svenja Feigl, Marlene Friedrich, Jens Resch, Alexander Hinderer
Seid stolz auf Euch und genießt diese unglaubliche Zeit der Motivation nach so einer Prüfung.
Für uns als Verein ist neben den bestandenen Prüfungen aber vor allem auch Euer tolles Feedback an die Trainer irre wichtig, sowie die Tatsache, dass Ihr Euch bei uns wohl fühlt und alle dabei bleiben wollt. Das macht uns mega stolz und glücklich.
Im Namen aller Kursteilnehmer möchten wir uns daher herzlichst bei allen Trainern bedanken, die an Eurer Ausbildung mitgewirkt haben:
Sensei Georg Groß, Faruk Pervaiz, Julia Schautt, Andreas Walz, Johannes Gissel, Majella Dworak, Leoni Wahlandt, Leandro Paz Graßl, Florian Watzke, Hagen Friedrich und Susanne Goldammer.
Wie man sieht, echtes Teamwork eben!
Aber nicht nur unsere „großen“ Karatekas geben uns Anlass zur Freude. Auch in der Altersklasse 8-10 Jahre gibt es Grund zum Feiern. Als wäre es eine magische Zahl, haben hier ebenfalls 7 unserer Schützlinge ihre allererste Karateprüfung absolviert und dürfen jetzt voller Stolz den gelben Gürtel (8. Kyū) tragen:
Lea Sorber, Luan Sorber, Marius Dreyer, Almila Duran, Asya Duran, Felix Zimu Xu, Emilija Saenftl
Wir sagen vielen lieben Dank an Eure beiden Trainer Lukas Wagner und Dennis Flad, die Euch mit ganz viel Hingabe auf diese Prüfung vorbereitet haben.
Und selbstverständlich auch ein allerherzlichstes Dankeschön an unsere beiden Prüfer:
Sensei Georg Groß sowie Meister Roland Beck.
Applaus & Kampai!
Text: Susanne Goldammer